10. Juli 2011

Garten Deferme - Pflanzentour VI

Nachdem unser Auto nun voller Pflanzen war, standen keinen weiteren Gärtnereien, sondern nur mehr Gärten am Programm. Unser erstes Ziel war der "Romantische Garten" von Dina Deferme und Tony Pirotte in Stookroie, nahe Hasselt. Die Gestaltung des etwa 4 ha großen Gartens wurde vor etwas weniger als 20 Jahren begonnen. Nur einige alte Bäume und das Haus gab es vorher, alles andere wurde angelegt, gepflanzt, renoviert und wunderschön aufeinander abgestimmt.


Was sofort auffällt, sind die schönen Farbkombinationen, die sich in allen Beeten finden. Laut Dina Deferme wechseln alle Beete in Abständen von mehreren Wochen das Farbkonzept, wodurch der Garten zu jeder Jahreszeit völlig anders und neu wirkt. Selbst findet sie ihn im Hochsommer mit Phlox, Monarden und anderen Hochstauden am schönsten.


Schon der Vorgarten - der erste Bereich, den man sieht - begeistert durch das weiße Haus mit den grünen Fensterläden und den wunderbar passenden Beeten davor. Der Garten hat Sandboden und muss daher ständig gewässert werden, ein großer Aufwand, der durch die Standfestigkeit der Stauden wettgemacht wird. Schon wieder waren wir verwundert, welche tollen Kombinationsmöglichkeiten sich ergeben, wenn Stauden nicht umkippen, sondern an ihren eigentlichen Plätzen bleiben. Der Garten spielt mit dem Kontrast zwischen vollen, weichen Borders und der Formalität von Hecken, Buchseinfassungen und anderen, streng geometrisch geformten Gehölzen, die oft inmitten von sie umspielender Bepflanzung ihre Wirkung entfalten.


Ganz besonders beeindruckt haben mich die gelben und gelb-rot-orangen Kombinationen im Garten von Dina Deferme, da ich bisher dachte, solche Beete würden mir eher nicht zusagen. Ich wurde eines Besseren belehrt! Das linke Bild zeigt ein eher kleines, vor einer Hecke wunderschön gestaffeltes Beet in Tönen von Gelb zu Rot. Man erkennt einige Stauden, die vermutlich erst jetzt im Hochsommer so richtig loslegen, wie etwa Crocosmia. Gekonnt unterstützt sind diese Farbeffekte mit rotblättrigen Stauden (z.B. Eupatorium rugosum 'Chocolate'). Das rechte Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem großen, in Gelb- und Lilatönen gehaltenem Beet, das auf einem leichten Hang angelegt wurde.Die Spannung, die von der Pflanzung mit Helianthus salicifolius, Ligularia przewalskii, Solidago und Begleitern ausgeht, hätte ich mir vorher nie vorstellen können.


Hier sieht man im Überblick, wie die Pflanzung aussieht. Im rechten Bild sieht man das oben schon beschriebene Ensemble in Gelb, das sich rechts im Hintergrund befindet. Das Beet wird optisch von geschnittenen Hecken an den Seiten, einer urwüchsigeren Hecke im Hintergrund auf der Hügelkuppe und durch zwei Hochstammbäume begrenzt. Davor verläuft ein Weg, von dem aus man auch zum Pavillon gelangt, den man am rechten Bild erkennen kann.


Vermutlich dadurch, dass die Beete ohnehin bewässert werden müssen, ergibt sich ein viel breiterer Verwendungsspielraum vieler Stauden. So können gelbblättrige Hostas mit ihren lila Blüten das Farbschema der Pflanzung innerhalb einer einzigen Pflanze aufgreifen, während Anthemis - die ich eigentlich eher in vollsonnige Beete gesteckt hätte - einen luftig-leichten Gegenpart im Vordergrund übernehmen. Ebenfalls oftgesehen in NL und B ist der Klee Trifolium ochroleucon.


Die Möglichkeiten, die sich bei der Ungebundenheit an Standorte bei Stauden ergeben, haben mich sehr verwundert und gleichzeitig fasziniert, weil doch sehr besondere Kombinationen gepflanzt werden können, wie etwa Stipa gigantea zusammen mit Darmera peltata und Hosta entlang eines Teichs. Die hohen, flirrenden Blütenstände des Grases wirken hervorragend mit den großflächigen Blättern, die bei standortgerechter Verwendung nie in der Nähe wären, da Pflanzen, die an Trockenheit angepasst sind, meist ihre Oberfläche klein halten oder sie silbrig überziehen, um vor der Sonne geschützt zu sein. Die Blütenstände der Rodgersien sehen auch nach der Blüte noch toll aus, der rote Schleier, den sie über ein Beet legen können, ist sehr nachahmenswert - Leute mit Lehmboden könnten das super probieren, bei mir gehen Rodgersien im Schatten grade mal so...


Entlang des Hauses standen hohe weiße Lilien, die nicht nur mich zu einem Foto hingerissen haben. Zusammen mit dem Blau- oder Goldregen am Haus, den grünen Läden und der sonst zurückhaltenden Pflanzung wirkte dieser Bereich sehr elegant. Der Durchgang in der Hecke, der einem einen kurzen Blick in den folgenden Gartenraum gönnt ist ein schöner Kunstgriff, der mir in jedem Garten immer wieder gut gefällt,


Dina Deferme hat unter alten Bäumen auf einer leichten Erhöhung einen herrlichen Schattensitzplatz geschaffen. Die Beete rund um diesen Platz wurden mit Schattenstauden gestaltet, die innerhalb der Pflanzung mehrfach vorkommen. Besonders bei Brunnera und Astilben sieht das schön aus; die Gräser dazwischen lockern die Beete auf und stehen im Gegensatz zu den großen Blättern von Brunnera und Hosta. Die Pferdeweide liegt in der Mitte des Grundstücks und bildet ein wichtigstes Gestaltungselement. Wenn dann auch noch eins der beiden Pferde richtig steht, fällt es einem erst so wirklich auf!


Vermutlich müsste man noch viel mehr Zeit in diesem Garten verbringen und mehrmals im Jahr hinfahren, um den Wandel der Beete erleben zu können. Mir haben die zarten Kombinationen sehr gefallen, ebenso die großflächigen Gestaltungen und die harmonische Abstimmung auf Haus und Umgebung. Nepeta mit den Blüten von Heuchera und Wollziest ist eine Kombi, die ich vielleicht auch mal probieren werden. Und die Astrantien mit Geranium x oxonianum wären für Gärten mit feuchterem Boden bestimmt eine Überlegung wert! Der Garten ist also unbedingt empfehlenswert, besonders für Staudenfreaks.

Unsere schon beschriebenen Stationen unserer Reise sind:
- der Garten Gröne
- die Gärtnerei De Hessenhof
- die Gärtnerei Het Houten Huis
- De Loonse und Drunense Duinen
- Gärtnerei Koen van Poucke

2 Kommentare:

  1. Das ist ja ein unglaublich schöner und kunstvoller Garten. Die Fotos gefallen mir sehr, sehr gut.

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  2. Liebe Katrin,
    Vielen Dank für diese wunderbaren Einblicke in die Gartenkunst. Selbst auf diesen kleinen Fotos kommt soviel vom individuellen Charme rüber, dass ich mir sehr gut vorstellen kann, dass man hier immer wieder einen Besuch machen möchte, um ja nichts dieser vielfältigen Pracht zu verpassen! Diese Fotos werde ich mir sicher öfter ansehen müssen und vielelicht kann ich auch den einen oder anderen Tipp in meinem Garten verwerten!

    Liebe sommerliche Grüße Elisabeth

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